Wie alles begann...


Es war 1989, als ich ohne Plan eine alte, verfallene Fabrik betrat. Die Fenster waren mit Brettern vernagelt. Im düsteren Inneren tastete ich mich vorsichtig durch die Räume. Plötzlich sah ich an einer Wand etwas Ungewöhnliches – erst dachte ich, es sei ein Fetzen Tapete der sich von der Wand gelöst hatte und nun im Wind sich etwas bewegte. Doch als ich näher kam und mit der Hand über die Wand strich, entdeckte ich etwas Erstaunliches: Da war keine Tapete. Dafür flackerte nun Licht auf meinem Handrücken. 

Ich trat zurück und erkannte schließlich, ein auf dem Kopf stehendes Bild. Es zeigte ein Haus, den Himmel und einen fliessenden Bach. Ich war sprachlos: Scheinbar stand ich in einer zufällig entstandener Camera Obscura. Durch ein Astloch in einem Brett vor dem Fenster trat Licht ein und projizierte  das Abbild der Aussenwelt auf die Wand.


Dieser magische Moment, als ich unerwartet auf eine Camera Obscura stieß, hat mich nie wieder losgelassen. Seither habe ich bereits über 50 dieser obskuren Kammern gebaut und mein Wissen in Workshops an andere weitergegeben. (Derzeit bin ich im Kulturlabor.sh in Schaffhausen (CH) aktiv.)


So funktioniert es...

Das Prinzip einer Lochkamera ist einfach und genial: Licht tritt durch ein winziges Loch in einen dunklen Raum und projiziert das Bild der Außenwelt auf die gegenüberliegende Wand,  auf dem Kopf stehend und spiegelverkehrt. Je kleiner das Loch, desto schärfer das Bild.
Befindet sich hier ein lichtempfindliches Material, lässt sich damit eine Fotografie herstellen.
Diese Technik, die ohne Linse auskommt, fasziniert bis heute durch ihre Schlichtheit und die doch so intensiven Bilder, die sie erzeugt.


Die Camera Obscura war der Vorläufer der heutigen Fotoapparate  und hat unser Verständnis von Licht und Bild grundlegend geprägt. Ohne sie wäre die Entwicklung moderner Kameras und Fototechniken undenkbar gewesen. Auch in der heutigen Zeit inspiriert sie Künstler und Fotografen.